
Sometimes
you have to start at the beginning
somewhere
halfway
Friedrich Nietzsche
On the Genealogy of Morals
Preface
1 We are unknown to ourselves, we men of knowledge and with good reason. We have never sought ourselves, how could it happen that we should ever find ourselves? It has rightly been said: “Where your treasure is, there will your heart be also”; our treasure is where the beehives of our knowledge are. We are constantly making for them, being by nature winged creatures and honeygatherers of the spirit; there is one thing alone we really care about from the heart “bringing something home.” Whatever else there is in life, so-called experiences”-which of us has sufficient earnestness for them? Or sufficient time? Present experience has, I am afraid, always found us “absent-minded”: we cannot give our hearts to it-not even our ears! Rather, as one divinely preoccupied and immersed in himself into hose ear the bell has just boomed with all its strength the twelve beats of noon suddenly starts up and asks himself: “what really was that which just struck?” so we sometimes rub our ears afterward and ask, utterly surprised and disconcerted, “what really was that which we have just experienced?” and moreover: “who are we really?” and, afterward as aforesaid, count the twelve trembling bell-strokes of our experience, our life, our being-and alas! miscount them. So we are necessarily strangers to ourselves, we do not comprehend ourselves, we have to misunderstand ourselves, for us the law “Each is furthest from himself · applies to aur eternity-we are not “men of knowledge” with respect to ourselves.
Wir sind uns unbekannt, wir Erkennenden, wir selbst uns selbst: das hat seinen guten Grund. Wir haben nie nach uns gesucht – wie sollte es geschehn, daß wir eines Tages uns fänden? Mit Recht hat man gesagt: »wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz«; unser Schatz ist, wo die Bienenkörbe unsrer Erkenntnis stehn. Wir sind immer dazu unterwegs, als geborne Flügeltiere und Honigsammler des Geistes, wir kümmern uns von Herzen eigentlich nur um eins – etwas »heimzubringen«. Was das Leben sonst, die sogenannten »Erlebnisse« angeht – wer von uns hat dafür auch nur Ernst genug? Oder Zeit genug? Bei solchen Sachen waren wir, fürchte ich, nie recht »bei der Sache«: wir haben eben unser Herz nicht dort – und nicht einmal unser Ohr! Vielmehr wie ein Göttlich-Zerstreuter und In-sich-Versenkter, dem die Glocke eben mit aller Macht ihre zwölf Schläge des Mittags ins Ohr gedröhnt hat, mit einem Male aufwacht und sich fragt »was hat es da eigentlich geschlagen?« so reiben auch wir uns mitunter hinterdrein die Ohren und fragen, ganz erstaunt, ganz betreten, »was haben wir da eigentlich erlebt?« mehr noch: »wer sind wir eigentlich?« und zählen nach, hinterdrein, wie gesagt, alle die zitternden zwölf Glockenschläge unsres Erlebnisses, unsres Lebens, unsres Seins – ach! und verzählen uns dabei … Wir bleiben uns eben notwendig fremd, wir verstehn uns nicht, wir müssen uns verwechseln, für uns heißt der Satz in alle Ewigkeit »Jeder ist sich selbst der Fernste« – für uns sind wir keine »Erkennenden«…